Preliminaries: Beim Brainstorming darüber, wie ich an einen Text über Anne Bittner herangehen könnte, kamen mir zunächst verschiedene Möglichkeiten in den Sinn. Sollte ich einen Text im Stil einer direkt an sie gerichteten Rede verfassen, einen informativen Sachtext, sollte ich Kolleginnen und Kollegen um Eindrücke und Schülerinnen und Schüler um Stichworte bitten …?
Sichtbar unter dem Einfluss der Q1 Englisch Semesterthemen habe ich mich dann für einen Erzähltext entschieden, mit einem first person narrator, mit allem, was dazu gehört. Ich bin also biased, limited, und eventuell unreliable, gebe dafür aber direct insight into emotions and feelings und schaffe damit vielleicht ein wenig closeness zum Abschied.
Die am weitesten zurückliegende Erinnerung ist zunächst gar nicht meine eigene, vielmehr hat Anne selbst mir beim vergangenen Kollegiums-Grillen auf dem Schulhof von einem unserer ersten Zusammentreffen berichtet, das vor über zwanzig Jahren stattgefunden hat. Schon damals war Anne mit der Begleitung der Referendarinnen und Referendare am Scharnhorstgymnasium betraut. Und wie sie mir nun beim Grillen berichtete, war sie doch recht irritiert angesichts meiner wohl naiven und für sie kaum nachvollziehbaren Fragen, die sie zum Schmunzeln gebracht haben. Anne strahlte also für mich von Anfang an etwas aus, das mich ermunterte nachzufragen, eine Offenheit, die den Kolleginnen und Kollegen, aber auch den Schülerinnen und Schülern den Umgang mit ihr immer leicht machte.
Meine zweite Erinnerung ist ein gemeinsamer Englandaustausch, der uns beide zu Monica und John nach Exeter brachte. Egal ob wir auf den Busfahrer trafen, der uns von London nach Exeter brachte, auf den Schulleiter der Exeter School, auf englische Kolleginnen und Kollegen beim gemeinsamen Abendessen oder irgendeinen shop assistant in egal welchem Laden: Anne beeindruckte mich durch eine Leichtigkeit in der Konversation, die sicherlich auch ihrer sprachlichen Kompetenz, vor allem aber ihrer Offenheit im Umgang mit anderen geschuldet ist. Diese Zugewandtheit (um eines der Lieblingsworte von Herrn Krettek zu bemühen) machte für mich die Zusammenarbeit mit Anne immer angenehm.
Ein paar weitere Jahre später saßen Anne und ich im Rahmen einer sportlichen Schulveranstaltung am Rand des Sportplatzes in der Sonne. Und dort hat Anne mir einen Rat gegeben, der hängengeblieben ist. Bei einem Gespräch über Schule und Privates sagte sie mir, dass ich bei allem Schulalltag das Miteinander und das Privatleben nie vergessen solle. Welch‘ große Kunst dieser Spagat ist, sollte sich im Verlauf der kommenden Jahre zeigen. Anne hat jedenfalls immer wieder dazu beigetragen, diese Balance nicht zu vergessen. So lud sie die „Jungmütter“ des Kollegiums vor vielleicht 12 Jahren zu sich in den Garten ein, wo wir mit viel Sonne, noch mehr kleinen Kindern und etwas Pool einen tollen Nachmittag verbrachten. (Das Stichwort „Pool“ bringt mich zur Randnotiz „Sportlichkeit“, das für mich in einen Text über Anne gehört, ebenso wie die Worte „Familienmensch“ und „begeisterte Oma“ … wobei „Oma“ im klassischen Sinne eigentlich so gar nicht zu Anne passen mag.) Es folgten Abendessen mit den Kolleginnen und Kollegen aus Exeter, bei denen Anne uns wunderbar verköstigte, oder ein Nachmittag mit der Französischfachgruppe auf Annes Terrasse, allesamt entspannt, gesellig und immer mit dem Gefühl, herzlich willkommen zu sein.
In der Schule war Anne für mich immer genauso herzlich und vor allem offen wie bei sich zu Hause. Lange vor Einführung des IPads und bevor „Digitalisierung“ DAS Schlagwort wurde, ließ Anne ihre Schülerinnen und Schüler booklets mit Storyboard erstellen, und aktivierte sie auch damit zur Eigenständigkeit. Dass junge Menschen selbst denken und aktiv werden, war für sie immer ein wichtiges Ziel. Ihre Neugier und Aufgeschlossenheit für Neues hat sie sich auch im letzten Jahr ihres Schuldienstes bewahrt, war sie es doch, die uns nicht zuletzt auf die Wundermaschine ChatGPT aufmerksam machte. Bei aller Offenheit habe ich Anne dennoch immer auch als pragmatisch erlebt. Vorgaben „von oben“ hat sie immer kritisch hinterfragt und damit unsere Fachgruppen vor so manch‘ sinnloser Mehrarbeit bewahrt. Sie hat immer abgewägt mit Blick auf Anwendbarkeit und Durchführbarkeit, sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für Kolleginnen und Kollegen. Und bei aller Diskussion hierum habe ich Anne nie konfrontierend erlebt, sondern immer konstruktiv und ausgleichend, vor allem aber … offen!
Und das ist nun das Fazit meiner personal narrative: Fachliches Wissen, Sprachkompetenz und alles, was dazu gehört, lassen sich ersetzen. Was für mich aber mit Anne geht, ist ein großes Stück Herz der Schulleitung, des Kollegiums und der Fächer Englisch und Französisch, das mir – und neben mir sicherlich nicht nur Annes beiden Fachgruppen – fehlen wird.
Liebe Anne, danke & alles Gute ♥
Mascha – in Personalunion für die Fachgruppen Englisch und Französisch