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Das Ziel ist greifbar nah (Foto: Lara-Angelina Lenau, 2018)

Reise ins Ungewisse – Tansania 2018

von Lara Lenau

Drei Wochen raus aus unseren Familien, unserer Heimat, unserem Land, sogar von unserem Kontinent und ab auf die Südhalbkugel unserer Erde, um ein völlig neues Land, neue Leute und Lebensweisen kennenzulernen, um mit vielen unvergesslichen Erinnerungen, sowie Eindrücken zurückzukehren.

Das hieß es für uns neun Schüler (Antonia Iloff, Viola Bußmann, Catharina Beike, Lara Lenau, Alexander Ostermann, Miguel Mangas, Niklas Moll, Louis Garrelts und Frederik Harms) diesen Sommer. Begleitet wurden wir von unseren zwei Lehrern, Frau Solbrig und Herr Rausch.

Knapp ein Jahr vorher begannen bereits unsere Vorbereitungen auf diese Reise in Form von wöchentlichen Treffen, sowie eines Seminares der Organisation ENSA, die unsere Reise inhaltlich begleitete und finanziell unterstützte.

Als es dann am 30.07.18 endlich in den Flieger, mit einem Zwischenstopp in Istanbul, nach Dar es Salaam in Tansania ging, war die Vorfreude dementsprechend groß. Was würde uns in einem so weit entfernten Land mit einer vollkommen fremden Kultur wohl alles erwarten?

Das sollten wir recht schnell herausfinden, denn allein bei der Ankunft am Flughafen merkte man schon, dass hier einiges anders läuft als wir es so gewohnt sind. Nach dem Ausfüllen der Einreiseformulare wurden wir von Stephen herzlich begrüßt. Er organisiert vor Ort schon seit langen Jahren alles, wo wir mit Englisch und Zeichensprache nicht mehr vorankommen, wie zum Beispiel Busfahrten und Transfers.

Die Fahrt vom Flughafen bis zum Hotel allein war schon ein Kulturschock. Es war knapp 7 Uhr morgens und die Leute quetschten sich in die kleinen Stadtbusse, Frauen kochten auf der Straße Frühstück und frische Schweinehälften wurden aufgehängt.

Nach ein wenig Schlaf sahen wir uns dann die Stadt an. Man kann das wirklich mit keiner europäischen Stadt vergleichen. Es geht hier ziemlich chaotisch zu, es war recht dreckig und einfach riesig groß (Die Stadt hat 5 Mio. Einwohner!). Auch wenn mir die Stadt nicht gefallen hat, war es trotzdem interessant zu sehen, wie die Städter leben.

Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise in Richtung unseres eigentlichen Zielorts, der Iambi Secondary School, fort. Hierzu traten wir eine 14 Stunden Busfahrt, gefüllt mit tansanischen Soaps und Liedern, nach Singida an. Hier kommt auch Stephen her. Dort besuchten wir den Schirmherren der Schule, den evangelischen Bischof, und Stephen führte uns durch die Kleinstadt. Hier hieß es dann das vorerst letzte Mal auf eine Toilette mit Spülung gehen und unter einer richtigen Dusche stehen.

Am nächsten Tag fuhren wir dann mit einem lokalen Bus drei Stunden nach Iambi und die noch recht glatte Asphaltstraße wurde zu einer roten Buckelpiste. Kurioserweise regnete es bei unserer Ankunft, obwohl es mitten in der Trockenzeit war.

In Iambi wurden wir herzlich von den Schülern empfangen und in unser Haus gebracht. Stephen brachte netterweise in seinem Auto unser Gepäck mit. Dann ging es ans Betten aufbauen und Matratzen sowie Moskitonetze aus dem knapp zehn Minuten entfernten Lehrerhaus holen. Was uns allen sofort klar wurde, Iambi härtet Insekten betreffend sehr ab, denn wir hatten allein am ersten Abend vier Spinnen, viele viele Kakerlaken und einen Skorpion im Haus. Fließendes Wasser gibt es hier noch nicht und Strom nur mit Unterbrechungen. Doch daran gewöhnt man sich sehr schnell. Ohne Licht ist es hier abends/nachts eh viel schöner, da die Sonne glutrot untergeht und man die Milchstraße sehen kann.

Nach einer recht entspannten Nacht standen wir um 7 Uhr auf, um zum Frühstücken zum Lehrerhaus zu gehen, so wie wir es die folgenden zwei Wochen vor Ort taten. Von überall wurde uns „Guten Morgen“ gewünscht und gefragt, wie es uns so gehe. Die Grundschüler riefen uns dazu immer „Wazungu“ („Weiße“) zu. Zum Frühstück gab es Brot wahlweise mit Margarine, Marmelade oder Erdnussbutter. Dazu eigentlich immer Papaya und zum Trinken Tee, Kaffeepulver oder Milchpulver.

Danach wurde uns von den Schülern das Schulgelände gezeigt und wir unterhielten uns nett. Angst vor Körperkontakt darf man hier auf jeden Fall nicht haben, denn die Leute nehmen einen sehr gerne an die Hand oder haken sich ein. Das ist am Anfang zwar etwas befremdlich, aber mit der Zeit vollkommen normal. Auf unserem Weg zum Haus zurück sind uns dann alle Grundschüler hinterhergerannt und wollten an die Hand, sodass wir alle am Ende mindestens vier an der Hand hängen hatten. Nach dem Mittagessen wurden wir von den Schülern immer zum Sportplatz eingeladen, wo wir bis 18 Uhr mit ihnen geredet, Volleyball sowie Fußball gespielt haben oder Frisuren verpasst bekamen.

Am folgenden Wochenende kletterten wir mit den Schülern auf den Kreuzberg, von wo wir eine super Aussicht hatten, zeigten ihnen Armdrücken und gingen in die Kirche. Die ist eigentlich nicht sehr viel anders als in Deutschland…nur um einiges länger (2-4 Stunden). Nach dem Gottesdienst werden vor der Kirche immer Papaya, Eier, Kartoffeln und einiges mehr versteigert.

Ab Montag folgten dann zwei Wochen Projektarbeit mit 18 Schülerinnen und Schülern aus der Form 3 (vergleichbar mit der 10. Klasse). Wir arbeiteten in vier Gruppen zu den Themen Wasserfiltration, Biogas und Keimung von Pflanzensamen. Nach der Arbeitszeit machten wir weiterhin Ausflüge mit den Schülern (ohne die Lehrer), zum Beispiel zu Märkten in der Streusiedlung, um dort Zuckerrohr zu essen (schwierige Angelegenheit, aber lecker), auf den Kreuzberg oder einen nächstgelegenen Berg oder zum Flussbett.

Wir deutschen Schüler sind außerdem auch einmal vor Sonnenaufgang auf den Kreuzberg geklettert, um uns den Sonnenaufgang anzuschauen.

Alle zusammen waren wir des Weiteren in einem nahegelegenen Krankenhaus und bekamen eine Führung durch die Räumlichkeiten. Ich muss sagen, ich habe es mir schlimmer vorgestellt, aber von steril kann man auch nicht reden.

Am 15.8. stellten wir dann die Ergebnisse unserer Projekte vor knapp 15 Gästen (darunter der General Secretary als Vertreter des Bischofs) vor und dann hieß es am nächsten Tag nach zwei wunderschönen, lehrreichen, wenn auch Viecher reichen Wochen (Taranteln, Kamelspinnen, Skorpione, Kakerlaken uvm.), die viel zu schnell vergingen, Abschied nehmen von einem so wunderbaren Ort, mit so wunderbaren Menschen. Also holte Stephen unser Gepäck ab und wir stiegen zu zehnt in einen gecharterten Minibus, der eigentlich nur für acht gedacht war ein, um nach Singida zu fahren.

Auf der Fahrt stiegen einfach noch zwei Männer in den Kofferraum und einer zu Frau Solbrig nach vorne, die schon am Verzweifeln war. Afrika ist eben anders als Deutschland, aber dafür reist man ja.

Nach einer Nacht in Singida ging es für uns mit einem Upper Class-Reisebus zehn Stunden nach Morogoro, wo wir eine Safari im Mikumi Nationalpark machten. Wir hatten wirklich Glück mit den Tieren, denn alle hatten Junge, sodass wir eine fünfköpfige Löwenfamilie, etwa zehn Giraffen und zehn Elefanten, Gnus, Zebras, Nilpferde, Krokodile und noch viel mehr sahen. Von den „big five“ (Löwe, Nashorn, Büffel, Leopard, Elefant) wurden drei abgehakt.

Den nächsten Tag ging es dann nochmal vier Stunden weiter nach Dar es Salaam zum Flughafen und über Istanbul wieder ab nach Hannover. Mitgenommen haben wir unendlich viele und unvergessliche Eindrücke und Erinnerungen. Ich würde definitiv jedem, der begeistert von Reisen, Natur und tollen Leuten ist, raten mitzufahren. So eine Erfahrung bekommt man sonst wirklich nirgends.

Text: Lara-Angelina Lenau, Fotos: Lara-Angelina Lenau